An dieser Stelle haben uns schon einige Leute erzählt, wie es ihnen mit und in der Corona-Krise geht und wie sie damit umgehen, dass wir nicht in der Schule trainieren können. Heute erzähle ich Euch, wie es mir, bzw. uns, ergangen ist.
Wegen der Corona-Pandemie musste unsere Schule am 17. März schließen.
Es war ein Schock. Wie lange wird das dauern? Wie soll es weitergehen?
Als wir den ersten Schreck überwunden hatten, war schnell klar, was die beiden wichtigsten Aufgaben sind: mit Euch in der Zeit der Schließung in Verbindung zu bleiben und möglichst viel für Euch zu tun. Nur was?
Wir – Uta, Mariya und ich – haben sofort angefangen, Trainings-Videos zu drehen und für Euch online zu stellen.
Das klingt easy, aber wir durften uns ja erst mal ein Studio in den Trainingsraum bauen, Equipment besorgen (Licht, Ton, Kamera), uns in die Software für die Videobearbeitung einarbeiten und noch so manche andere Kleinigkeit lernen. Das war total interessant und hat Spaß gemacht – aber es gab auch den einen oder anderen Moment, in dem wir uns überlegt haben, die Sandsäcke zum Abreagieren wieder aufzuhängen :-).
Irgendwann hatten wir dann alle Wing Chun-Grundtechniken im Kasten, lustige Videos für die Blauen Panther und auch für die Chi Kung-ler war gesorgt.
Und jetzt? Das kann es ja nicht gewesen sein, die Videos werden Euch ja irgendwann langweilig.
Also fassten wir den Plan, das zu tun, was zu dem Zeitpunkt viel taten: wir wollten uns virtuell mit Euch treffen. So machten machten wir uns auf die Suche nach einer Software für Videokonferenzen. Davon gibts zwar ne Menge, nur mussten wir eine finden, die nicht nur im Besprechungs- sondern auch im Trainingsraum funktioniert. Die Technik dafür (vor allem der Ton) war wieder eine neue Herausforderung, die es zu meisten galt. Ach ja, und ein zweites Studio fürs Streaming durften wir auch bauen. So, fertig, kann losgehen.
Nur wie? Wie sollte das Training live & online überhaupt aussehen?
Fürs Yoga und Chi Kung war das nicht so schwer: mehr & genauer ansagen, etwas langsameres Tempo, keine Partnerübungen und nichts Kompliziertes, weil wir Euch ja nicht sehen und helfen können.
Aber was mache ich im Wing Chun mit Euch? Klar: Formen und Grundtechniken – die allerbeste Gelegenheit, sich auf die Basics zu konzentrieren, weil die im normalen Training meistens hinten runter fallen. Wir haben uns jede Bewegung & Technik ganz genau angeschaut, hinterfragt wozu sie gut ist und warum sie so ist wie sie ist – und wir haben dran gefeilt. Das war richtig gut. Und unsere Kettenfauststoß-mit-Kicks-Challenge wird in die Geschichte eingehen (am Schluß waren wir bei zweimal fünf Minuten mit einer Minute Pause!)!
Auch die Blauen Panther bekamen ein Live-Training. Mariya und ich haben uns coole „Wohnzimmer-Übungen“ ausgedacht, z. B. die Kicks mit dem Kissen und das hat echt Spaß gemacht. Wir waren danach platt, während es die Kids öfter mal etwas lockerer angehen liessen :-).
Wir haben uns immer zehn Minuten vor dem Training getroffen um ein bisschen zu quatschen, dann zusammen trainiert und hinterher noch paar Fragen geklärt. Womit wir nicht gerechnet hatten: diese Momente vorher und nachher waren für uns alle sehr wertvoll, haben uns unglaublich gut getan und motiviert, weiterzumachen.
Ja, und dann gab ja auch noch die App!
Die „lag schon lange rum“ und wir sind „Tagesgeschäft“ nie dazu gekommen, sie zu konfigurieren und mit Trainingsvideos zu füllen. Das haben wir jetzt auch geschafft. Sie ist fertig, die ersten Videos sind drin und Ihr könnt damit Eure Trainings-Termine buchen. Genau zum rechten Zeitpunkt, denn das hilft uns, die strengen Auflagen zu erfüllen unter denen das Training nun stattfinden darf.
Alles in allem waren die letzten Wochen, ja Monate, eine sehr intensive & anstrengende Zeit.
Ohne Euch in der leeren Schule, die Ungewissheit und viele Sorgen um die Zukunft.
Auf der anderen Seit die tollen Projekte, die wir auf die Beine gestellt haben, die schönen Gespräche mit Euch und die Tatsachte, dass wir uns nicht mal von Corona unser gemeinsames Training versauen lassen. Das war eine wunderbare Erfahrung.
Ihr habt alle zur Schule gehalten und es war wie immer: miteinander, nicht gegeneinander. Dafür danke ich Euch sehr!
Danke auch an Erdal, der uns für’s Webex-Streaming viele gute Tipps gab.
An Uta & Mariya ein ganz großes Dankeschön dafür, dass sie in der ganzen Zeit mit mir für Euch gearbeitet haben.
Lasst uns am Montag wieder durchstarten, ich freue mich aufs gemeinsame Training!
Viele Grüße,
Euer Sifu Stefan