Was machst Du beruflich?
Meine Ausbildung als Industriemechaniker machte ich 1990-1994 bei der Firma Hurth.
Meine berufliche Laufbahn begann 1997 im Klinikum Großhadern (LMU) in München als Pflegehelfer im OP.
Im Jahr 2003 wechselte ich dann in die Anästhesie-Technik und war mit der Aufgabe betraut, Beatmungsmaschinen zu warten.
2010 wechselte ich dann in die Netztechnik, was mir nun ein völlig neues Aufgabengebiet eröffnete.
In diesem Bereich bin ich zuständig für die Netzwerkadministration, Projektplanung sowie die Erstellung von Infrastruktur - was auch die Konfiguration von Switchen, Routern sowie W-LAN Accesspoints beinhaltet.
Warum trainierst Du Wing Chun?
Begonnen habe ich aus einem recht trivialem Grund: in meinen wilden Sturm & Drang-Zeiten hatte ich einmal eine sehr handfeste Auseinandersetzung.
Damals machte ich schon viele Jahre Kampfsport (Tae-Kwon-Do) - nur war mein Gegenüber in Bezug auf eine gescheite Schlägerei auch ziemlich versiert.
Das Ganze spielte sich - ich war in der Ausbildung - zwischen zwei Schulbänken ab und ich hatte schlicht keinen Platz, die Bein-Techniken einzusetzen, die ich trainiert hatte. Ergebnis... was soll ich sagen? Ich bekam ganz schön auf die Nase!
Da kapierte ich den Unterschied zwischen Kampfsport und Kampfkunst: Kampfsport samt Regeln funktioniert im Wettkampf. Kampfkunst ohne Wettkampfregeln funktioniert im echten Leben.
Mit dieser Erkenntnis und der Erfahrung aus der Schlägerei machte ich mich auf die Suche nach einer Kampfkunst, die es mir ermöglichen sollte auch auf sehr begrenztem Raum zu siegen.
Ich erinnerte mich, dass mir in meiner Jugend mal ein „Spezl“ was von Wing Chun erzählt hatte.
Also ab ins Internet, eine Wing Chun-Schule gesucht und ab ins Probetraining.
Seither sind 13 Jahre intensiven Studiums der Kampfkunst Wing Chun ins Land gegangen.
Die Begeisterung, die ich von Anfang an hatte, ist bis heute nicht gebrochen.
Es ist wie eine Ehe geworden und ich will und kann es mir ohne nicht mehr vorstellen.
Was ist für Dich das Besondere an Wing Chun?
Das Besondere an Wing Chung lässt sich schwer in Worte fassen, man muss es vielmehr selbst erleben und spüren!
Es gibt hier so viele Aspekte.
Einer davon ist das Erlernen von Körpermechanik & -statik. Das erlaubt es, bis ins hohe Alter zu trainieren. Mit einem Maximum an Stabilität & Effizienz und ohne übermäßig viel Muskelkraft zu benötigen.
Faszinierend ist auch das Handeln nach Kampf- und Kraftprinzipien. Diese Prinzipien erlauben es, in einem Kampf - unabhängig von Techniken - reaktiv und instinktiv zu handeln.
Einzigartig ist natürlich das Chi Sao (Gefühlstraining), das nur im Wing Chun trainiert wird - das kann man allerdings nicht erklären, das muss man erleben!
Nicht nur das Kämpferische (das Erlernen der Kampf-Techniken) macht den Tranierenden zu einem "Kampf-Künstler". Das Streben nach körperlicher und geistiger Fitness - das ist es, was letztendlich den Charakter formt.
Warum unterrichtest Du?
Das ist eine sehr schöne Frage, auf die ich pragmatisch und philosophisch antworten möchte.
Ich unterrichte zum einem aus dem simplen Grund: weil es mir Spaß macht.
Aber auf der anderen Seite hat es einen tieferen Grund: Wing Chung ist für mich wie ein Schatz!
Dazu eine Geschichte:
Ein Landbesitzer hat vor, außer Landes zu gehen und vertraut seinem Diener seinen Besitz an.
Nach einer Weile kommt er zurück und fragt ihn, was er aus seinem Land und dem Vermögen gemacht habe.
Der Diener antwortet: “ Herr, ich weiß um deine Strenge. Aus Angst davor habe ich alles vergraben. So bekommst Du genau das, was du zurück gelassen hast“.
Was für eine Enttäuschung für den Herrn, der dem Sklaven all sein Hab und Gut anvertraut hat!
Er antwortet:“ Fauler Diener! Hättest du nur einen Taler Gewinn damit gemacht, wie sehr hätten wir uns darüber freuen können!"
Genauso ist des mit dem Wing Chun-System: wir erhalten von unserem Meister ein wertvolles Hab & Gut, das wir nicht vergraben und brachliegen lassen dürfen.
Deshalb trainieren wir Wing Chun nicht nur für uns selbst, sondern geben es auch weiter.
Beides tun wir mit Freude, denn wir wissen aus eigener Erfahrung, welch' besonderes "Erbe" Wing Chun ist und wie sehr es uns - und kommende Generationen - bereichert.
Verrätst Du uns noch ein paar ganz persönliche Dinge?
Ich versuche, Mensch zu sein und Menschen zu verstehen.
Was möchtest Du Deinen Schülern mitgeben?
Meine Erfahrung zeigt: mit Humor geht vieles einfacher!
Nach diesem Motto versuche ich auch das Training zu gestalten: es soll lustig sein! Aber natürlich auch eine gewisse Härte haben - und auch die Harmonie darf nicht zu kurz kommen.
Die Art, wie wir trainieren, ist die Art wie wir leben.
Die Möglichkeit, das zu verstehen, gebe ich meinen Schülern mit.
Gibt es eine Person, der Du Bewunderung entgegenbringst?
Ach, ich bewundere viele Personen.
Auch das Universum in seiner Perfektion und Harmonie.
Ob Makrokosmos oder Mikrokosmos, ob guter Mensch oder schlechter Mensch - in allem & jedem gibt es etwas zu bewundern!
Natürlich bewundere ich all die Athleten und Meister der Kampfkünste, aber ich bewundere ebenso dass jeden Tag die Sonne aufgeht und wir uns jeden Tag neu formen können.
Denn wichtig ist nur die Frage: wer will ich sein und wie will ich leben?